Winterstille

 

Gerade sind wir in der dunkelsten Zeit des Jahres. Bald, am 21.12 nach der längsten Nacht wird sich etwas drehen. Kaum merklich. Die Zeit des Ahnens beginnt, die heiligen Nächte. In ihnen werden die Lebensfäden neu gesponnen. Die letzten Wochen haben sich auf diesen Wendepunkt zubewegt. Es galt altes abzuschliessen, noch zu erledigen, was bisher ausstand. So dass wir bereit sind für diese Zeit zwischen den Jahren, bereit für das Neue, das da wachsen will. 

Ich erlebe diesen Winter so intensiv wie noch nie. Lasse mich ganz ein auf die Stille, die Kälte und Dunkelheit. 

Es ist etwas verrückt den Winter im Wald zu verbringen. Und es wurde zu einer wirklichen Reise, die viel tiefer reicht als gedacht. Eine Reise die einer Visionssuche ähnelt.. 

 

In meinem selbst gebauten Unterschlupf, erlebe ich, was es heisst – wie alle Tiere das auch tun – sich aus eigener Kraft und mit wenig fremden Hilfsmitteln einen geborgenen Ort zu erschaffen. Meine Winterhöhle. 

 

Wenn es kalt ist, verlangt es wirklich gut auf sich zu schauen. 

Zulassen, dass alles langsamer wird. 

Die Dunkelheit einladen, es zulassen mir selber dabei so nah zu kommen, dass die Dunkelheit plötzlich Angst macht und dadurch zu gehen, da zu bleiben. 

 

Es ruft uns alle immer wieder in den Winter zu gehen. Wenn er sich im Aussen oder Innen ankündigt, durch Krankheit oder Müdigkeit, durch Winterstille oder einen Konflikt, durch die Nacht die immer wieder kommt. Lassen wir es zu. Ich habe die Ahnung, wieder einmal, dass es ich wirklich lohnt. Da drin wird sich etwas wandeln, etwas Neues wird wachsen. Die physische Erfahrung der Kälte und der Dunkelheit, der Stille unterstütz mich zu lernen und wirklich zu erfahren um was es geht im Winter. Neben den Herausforderungen auch, die wohlige Winterhöhle geniessen, das Sein im Dunkeln, ganz bei mir, zuhause. Die Stille und nur Stille. Die Lebensfreude die da drin wurzelt. 

 

Lauschen und ahnen, was darin liegt und dahinter wartet. 

Welch ein Geschenk.. 

 

Die Bärenfrau verkörpert diese Kraft die im Dunkeln wacht, die in der Bärenhöhle das neue Leben hütet, bis es reif ist auf die Erde zu kommen. Es wird kommen, zu seiner Zeit, wenn es reif ist. Die Dunkelheit trägt es. Sie trägt mich. Wenn ich mutig genug bin, bis zu ihr zu gehen. 

 

bärenfrau 

 

langsam fällt es ab  

all das wollen und müssen  

je länger ich in mein unvermögen  

hinein horchen  

in das unwegsame  

unlösbare  

 

wie widerspänstige zwiebelschsalen  

die sich ankleben wollen  

und irgendwann geht es nicht mehr  

und etwas fällt ab  

was vorher nicht vorstellbar  

 

sitze still von wurzeln umarmt   

es ist kalt  

von weit her dringen geräusche zu mir  

wovor flüchte ich  

 

lasse all das unlösbare ankommen  

spüre den schmerz  

lasse ihn frei 

 

lege mich sanft  

in deinen schoss bärenfrau  

da wo das goldene licht liegt  

getragen  

 

irgendwann wird es geboren sein  

und in mein fragen  

ein schimmer antwort erwachen 

 

jeanne vera  

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